Zeitreise-Bericht einer 10. Klasse des Beruflichen Schulzentrums Delitzsch vom 27. bis 28. Juni 2019
Wir schreiben das Jahr 2040
Die Frische Linke (FL) hat die Bundestagswahlen gewonnen! In Windeseile hat sie ihr Ziel umgesetzt, die reiche Bevölkerung deutlich höher zu besteuern, um den armen Leuten zu helfen. Doch die Reichen protestieren und versuchen über (teils ihre eigenen) Medien, die aktuelle Politik in ein schlechtes Licht zu rücken.
Mit der Zeit suchen vor allem die Spitzenverdiener das Weite und ziehen ins Ausland. Nicht nur unter den Wohlhabenden regt sich Unmut über die hohen Abgaben, die in ihren Augen kaum noch unternehmerisches Risiko sinnvoll erscheinen lassen. Auch unter der wachsenden Mittelschicht verbreitet sich Sorge über das schleichende ‚Brain Drain‘ der Hochbegabten. Es geht die Angst um, dass Deutschland in Mittelmäßigkeit und schleichender Armut versinkt.
Die vereinzelten Reichen-Demos werden nicht nur häufiger, es schließen sich auch immer mehr Menschen an. Sobald ein größeres Unternehmen Insolvenz anmelden muss, wird darüber ausführlich in den Medien berichtet und so häuft sich die Skepsis gegenüber der Politik der FL. Dieser gehen auch zunehmend die Steuergelder aus, um ihr linkes Programm umzusetzen. Die FL steht vor einer ernsthaften Bewährungsprobe und Deutschland droht der wirtschaftliche Kollaps.
Eine Szene, die sich im Jahr 2040 zugetragen hat…
1. Akt: Pressekonferenz
Pressesprecher: Ich begrüße Sie recht herzlich zu unserer Pressekonferenz am heutigen Tag der deutschen Einheit. Begrüßen Sie mit mir den Bundeskanzler Friedrich Marx und den Vizekanzler Karl Engels.
Beide betreten den Saal, allenfalls verhaltener Applaus.
Friedrich Marx: Herzlich willkommen! Vielen Dank, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Wir sind schon sehr gespannt auf Ihre Fragen.
Pressesprecher: Sie bitte! (zeigt auf einen Journalisten)
Klaus Meier: Mein Name ist Klaus Meier und ich bin von der Berliner Morgenpost. Ich hätte die Frage, wie Sie als Bundesregierung mit den Unruhen in unserem Land umgehen wollen.
Friedrich Marx: Ja, wir wissen, dass es Unruhen gibt. Diese werden vor allem vom oberen Drittel unseres Landes angezettelt. Wir werden die Situation genau analysieren und zeitnah eine Lösung finden.
Pressesprecher: Sie bitte! (zeigt auf einen anderen Journalisten)
Torsten Müller: Ich bin Torsten Müller von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Sie haben die Frage meines Vorredners nicht hinreichend beantwortet und daher bitte ich um ein weiteres Statement.
Karl Engels: (Friedrich Marx nickt ihm kurz zu) Wir haben die Frage sehr wohl beantwortet! Sie haben ein gesellschaftliches Problem angesprochen, welches nicht spontan zu beheben ist. Wir sind keine Populisten, die einfache Antworten auf schwierige Fragen geben. Die Zeiten sind vorbei! (die Journalisten murmeln und tuscheln)
Pressesprecher: Der Stille nach zu urteilen, hat die Presse keine Fragen mehr. Gehen wir raus auf die Tribüne und kommen ins Gespräch mit unseren Wählerinnen und Wählern.
Pressesprecher, Bundeskanzler und Vizekanzler verlassen den Raum und gehen raus auf die Tribüne, wo eine größere Menschenmenge bereits mit vielen Plakaten wartet. Der Pressesprecher reicht das Mikrofon an einen aufgebrachten Bürger.
Bernd Hilfinger: Jetzt hören Sie mir mal aufmerksam zu! Ich hatte deutlich mehr Geld, bevor Sie an die Macht kamen. Und was ist jetzt? Dank Ihrer Sch…regierung kann ich mir nicht einmal mehr Gucci leisten!
Friedrich Marx: Jetzt halten Sie aber mal die Luft an! Das sind alles Sachen, die nicht nötig sind. Seit wann gibt es ein Menschenrecht auf Luxus? Auf unseren Straßen lebten noch vor zwei Jahren Menschen ohne Unterkunft und Verpflegung und Sie können sich nun nicht mehr Gucci leisten. Das wird mir jetzt zu bunt – ehe das hier ausartet, beende ich diesen Bürgerdialog. (raunt seinem Stellvertreter barsch zu) Da hattest Du mit Deinem Bürgerdialog eine wirklich prächtige Idee!
Bernd Hilfinger flucht und wirft sein Cappi aus Protest auf die Tribüne, weitere Gegenstände folgen. Der Bundeskanzler und sein Stellvertreter treten zügig ab.
2. Akt: In einem Café
Lukas und Ibo lesen die neusten News im „Visu“: Zwischen zwei dünnen, ausziehbaren Metallstäben erscheint ein Hologramm, die Buchstaben der digitalen Zeitung erleuchten in gewünschter Sprache, Form und Größe.
Lukas: Hmmm, der Kaffee schmeckt heute wirklich vorzüglich.
Ibo: Der Kaffee mundet mir auch, aber was mir gar nicht mundet, ist diese verkorkste Bundesregierung.
Lukas: (gestikuliert wild) Diese „linken Spinner“, wegen denen musste ich mein Werk vor wenigen Wochen schließen.
Gina: Was ist denn hier los?
Ibo: Ja, checkt doch mal unseren „Visu“. Unsere Bundesregierung ist korrupt, wie keine andere auf dieser Welt!
Bero: Was soll denn noch alles passieren? Schlimmer geht’s nicht mehr!
Dagur: Ist echt so, wegen denen musste ich mein Unternehmen zumachen.
Lukas: Ach, Du auch?
Ibo: Und wegen denen ziehen wir bald nach Frankreich. Wir haben uns letzte Woche ein Haus in der Bretagne gekauft.
Fabian: Was ist denn hier los? Warum regt Ihr Euch so auf?
Gina: Wir reden gerade über unsere Bundesregierung.
Ibo: Eigentlich fing es ja ganz gut an, als sie Cannabis legalisierten. Aber dann… (schüttelt den Kopf)
Fabian: Aber unsere Regierung gibt doch ihr Bestes. Kleine Fehler werden die bestimmt noch beheben. Eigentlich ist doch alles gut.
Bero: Ach, hier ist nichts gut. Dieses Scheißsystem, das zerstört doch unser Land.
Fabian: Ihr habt doch nur ein Problem damit, dass das Geld nun denen gegeben wird, die es wirklich brauchen.
Dasur: Hau doch ab, Du linker Spinner!
Fabian verlässt kopfschüttelnd die Gruppe, die ihm wütend hinterherruft.
3. Akt: Auf einer Kundgebung
Karl Gucci: Es freut mich zu sehen, dass so viele dafür sind, dass unser Land wieder lebenswert wird.
Menschenmenge: Genau! (klatschen und pfeifen)
Karl Gucci: Wofür haben wir uns hier versammelt? Das fragen sich die Leute. Lasst uns auf diese Frage gemeinsam antworten! Was wollen wir?
Menschenmenge: (skandiert laut) Rettet unser Geld!
Karl Gucci: Wo wollen wir es sehen?
Menschenmenge: (skandiert laut) Hier!
Karl Gucci: Von wem wollen wir es?
Menschenmenge: (skandiert laut) Vom Staat!
Karl Gucci: Wer ist unser Feind?
Menschenmenge: (skandiert laut) Die Steuern!
Karl Gucci: Die Armen sind doch selber schuld, wenn sie auf der Straße leben. Sie könnten doch auch einfach arbeiten. So wie wir es schon immer im Schweiße unseres Angesichts getan haben! Dann könnten sie sich auch eine Wohnung leisten.
Menschenmenge: (skandiert laut) Jawoll!
Karl Gucci: Die FL und ihre Regierung sind meiner Meinung nach – und ich muss es mal ganz ehrlich so sagen – Volksverräter!
Menschenmenge: (skandiert laut) Volksverräter, Volksverräter, Volksverräter!
Karl Gucci: Zum Schluss rufe ich nochmal dazu auf, dass Ihr morgen alle in großer Zahl am Reichstagsgebäude erscheint zu unserer Großdemo. Bringt Familie, Freunde und Nachbarn mit. Wir werden den Bundestag stürmen und unser Geld zurückholen. Unseres wird wieder das Unsere sein!
Menschenmenge: (skandiert laut) Rettet unser Geld!