Die Entität

Ein Zeitreise-Bericht der Klasse 10b des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig vom 21. bis 22. Juli 2021


Logbucheintrag aus dem Jahr 2040

Wir suchten zuallererst ein Archiv, um die Entwicklung seit unserer Abreise besser nachvollziehen zu können. Auffallend hierbei war zunächst, wie leer das Archiv wirkte. Jedoch stellten wir fest, dass es voller arbeitender Roboter war. Die von uns aus dem Archiv entwendeten Daten ließen uns die grobe Entwicklung rekonstruieren:

Durch Absprachen und Monopolstellungen konnten Reiche und Superreiche die Märkte vollständig kontrollieren und begannen, nach und nach die Politik im Land zu übernehmen. Dazu setzten sie auch immer drastische Maßnahmen ein. Einige Superreiche verbündeten sich und begannen, durch starken Populismus für ihre neuen Parteien zu werben.

Im Jahre 2040 mündete dies darin, dass die gesamte Bevölkerung, welche der Regierung vertraute, mit Nanobots geimpft wurde. Diese sorgen in Kombination mit billigen und mit Drogen versetzten Lebensmitteln dafür, dass permanent Glückshormone ausgeschüttet werden. Die Bevölkerung bleibt so gefügig und leichter kontrollierbar.

Zeitgleich stellte die Regierung allen Menschen einfachste Wohnungen und senkte alle Löhne. In neuen Wohnstädten stehen die Anwesen der Reichen in der Mitte, wo sie von allen gesehen werden. Ringsum stehen die Plattenbauten der anderen Schichten, welche mit elektrischen und autonomen Verkehrsmitteln mit ihren Arbeitsstätten verbunden sind.

Es gibt eine neue, allgemein angenommene Religion. Diese wird von den Politikern fundamentalistisch vertreten und beinhaltet einen Personenkult um eine von der göttlichen „Entität“ als Träger auserwählten Person. Dieser Titel des Trägers wird von Generation zu Generation weitervererbt. Der Träger lenkt insgeheim das Parlament und die somit gelenkte Demokratie als eigentlicher Alleinherrscher des Landes.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Im Café

 Handelnde Personen:  

  • Bernd  
  • Brandon  
  • Boris  

Bernd und Brandon sitzen schon eine Weile zusammen und trinken Kaffee. Da kommt ihr Freund Boris dazu. Alle sprechen monoton und grinsen die ganze Zeit, als wären sie auf Drogen.

Bernd: Hey hey, gut, dass du noch gekommen bist. Wir hatten gar nicht mehr mit dir gerechnet.

Boris: Ja, endlich habe ich es geschafft.

Brandon: Wie lief es denn im Betrieb?

Boris: Alles gut. Ich muss aber gleich wieder los, damit ich noch ein bisschen Schlaf bekomme. Morgen habe ich die Frühschicht übernommen.

Bernd: Machst du etwa wieder Überstunden?

Boris: Ja, aber ich muss ja auch den Fernseher bezahlen, den ich mir gerade gekauft habe. Habt ihr gestern ferngesehen?

Brandon: Ja, wir haben uns bei mir den Politiker von der GAP angesehen. Toller Typ! Morgen ist ja auch Parteitag, da will ich unbedingt hin.

Boris: Ach, da wäre ich auch gerne hingegangen. Ich muss aber morgen meine Überstunden machen. Könnt ihr mir dann erzählen, wie es war?

Bernd: Na klar. Bis ins kleinste Detail. Kein Problem.

Brandon: Sagt mal… Irgendwie schmeckt der Kaffee komisch heute.

Die Anderen nicken nur.

Brandon: Aber das macht mir gar nichts aus, in den letzten 20 Jahren war ich nicht einmal traurig. Wie das nur kommt? (schaut verträumt in die Ferne)

Boris: Na dann, ich muss los, auf ins Bett. Ihr berichtet mir vom Parteitag, ja?

Boris verlässt die beiden. Bernd und Brandon starren dümmlich in die Gegend und plaudern weiter.


2. Akt: Im Turm

 Handelnde Personen:  

  • Yoshi – ein reiches Mitglied der Partei EMP  
  • Mario – Politiker der EMP  
  • Luigi – Politiker der GAP  
  • Wario – Politiker der GAP  

Im Turm von Yoshi, einem Mitglied der EMP (Erleuchtete Mittlere Partei), sitzen einige Politiker um einen Tisch.

Mario: Danke, Yoshi, dass wir in deinem Turm nächtigen durften. Der Ausblick ist einfach fantastisch.

Yoshi: Na klar, ich trage gerne meinen Teil zur Gesellschaft bei. Bei unserer Partei tut jeder seinen Teil.

Luigi: Ja, wir von der EMP und GAP müssen unbedingt zusammenhalten.

Mario: Wo ist eigentlich der Neue?

Da kommt Wario herein.

Wario: Tut mir leid, ich bin zu spät. Ich hatte meine Brille verlegt.

Mario: Ich bin der Mario.

Luigi: Ich bin der Luigi, ich bin von der EMP. Und das ist Yoshi, dem gehört der Turm.

Wario: Natürlich. Sehr schick! Es ist mir eine Ehre! Ach, Leute… Der Weg hierher war eine Katastrophe. Mein Navi wollte mich zu einer Raststätte schicken, obwohl ich schon zu spät dran war.

Mario: Ja, das letzte Software-Update für die Brillen hat alles nur verschlechtert. Auch die Sandstürme werden kaum noch vorhergesehen… Aber lasst uns endlich den nächsten Parteitag planen.

Luigi: Genau, wir müssen unbedingt daran denken, unsere Werte zu vermitteln. Mit Aufstiegschancen und so. Das ist zwar Quatsch, aber die Leute sollen ja weiter daran glauben.

Wario (lacht): Genau wie in den letzten 20 Jahren.

Luigi: Denk daran, die Dokumente auf deine Brille hochzuladen.

Mario: Falls die Funktion nicht auch kaputt ist…

Die Politiker planen den anstehenden Parteitag, mit dem sie die Massen weiter von sich überzeugt halten wollen.


3. Akt: Auf dem GAP-Parteitag

 Handelnde Personen:

  • Mario – Politiker der GAP  
  • Publikum  

Mario hält seine große Rede auf dem Parteitag der GAP. Im Hintergrund ist der Turm von Yoshi zu sehen.

Mario: Meine lieben Freunde. Wir haben uns hier zusammengefunden. Auf dem Parteitag der GAP, der Gesegneten Arbeiterpartei. Die führende Partei unseres Landes! Ich sehe hier überall die Deutschlandfarben. Und so ist es, wir arbeiten alle zusammen für eine gute Zukunft unseres Landes!

Das Publikum applaudiert.

Mario: Alle sehen diesen Turm hinter mir, ein riesiges, meisterhaftes Architekturwunder! Und wer möchte nicht in einem solchen fantastischen Bauwerk leben? Wir alle wollen das. Und wir alle können es schaffen. Wenn wir nur genug an die Entität glauben, die allmächtige Kraft…

Aus dem Publikum ertönen Schreie: „Ein Hoch auf die Entität!“ und alle applaudieren laut.

Mario: …dann können wir alle es in diesen Turm schaffen. Arbeiten wir zusammen, Hand in Hand, und schaffen wir es. Damit, meine lieben Freunde, verabschiede ich mich und viel Spaß noch auf dem Parteitag. Ein Hoch auf die Entität!

Alle applaudieren und rufen „Ein Hoch auf die Entität!“, die Rede ist gut angekommen.