Lottoland

Zeitreise-Bericht einer 10. Klasse des BIP Kreativitätsgymnasiums Leipzig vom 12. bis 13. Dezember 2019

Wir schreiben das Jahr 2040

Deutschland ist durch ein extremes Wohlstandsgefälle geprägt. Trotzdem herrscht in der Bevölkerung große Zufriedenheit mit der politischen Situation.

Dies liegt unter anderem auch daran, dass die sogenannten „Armen“ nicht wirklich arm sind, da auch sie einen gehobenen Lebensstandard haben. Sie werden nur umgangssprachlich so bezeichnet, da die „Reichen“ ein Leben im Luxus führen. Ein Mittelstand existiert kaum noch. Beide Schichten haben genug Geld, um sich alles leisten zu können, was zum Leben notwendig ist.

Ein weiterer Grund, warum sich auch die materiell schlechter Gestellten mit der gesellschaftlichen Situation arrangiert haben, ist die Existenz einer allseits beliebten und medial aufwendig inszenierten „Glückslotterie“. Teilnehmen darf eine aus jedem Bundesland geloste „arme“ Person, die ihren Status zuvor per Gehalts- und Kontocheck nachweisen muss. Diese erhält die Chance, in die Welt der „Reichen“ aufzusteigen.

Die Glückslotterie erfüllt zudem noch einen anderen Zweck. Sie sorgt dafür, dass die weniger Wohlhabenden nicht „ausrasten“ und gegen die Reichen aufbegehren. Für viele ist sie zum „Sinn des Lebens“ geworden, die Glückslotterie ist das Thema der Stammtische und täglichen Smalltalks: Die Menschen setzen all ihre Hoffnung darauf, einen pompösen Galaauftritt in den Medien zu haben und den Hauptgewinn zu knacken.



Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…

1. Akt: Auf der Straße

 Handelnde Personen:  

  • Sascha – Freund  
  • Nico – Freund  

Sascha läuft die Straße herunter, blickt auf die andere Straßenseite und nähert sich einem Jungen, der gerade auf den Bus wartet.

Sascha (mit starkem sächsischem Akzent): Niggo?

Nico: Sascha? Lange nicht gesehen! Wie geht’s dir?

Sascha: Zurzeit leider nicht so gut.

Nico: Warum geht’s dir denn nicht gut?

Sascha: Ach weißt du, Niggo, der Laden läuft nicht und ich hab kaum Geld fürs Essen.

Nico: Woran liegt’s?

Sascha: Ich zweifle langsam an der Politik!

Nico: Ja, aber du musst bedenken, die Politik ist gut für uns, denn morgen ist LOTTOTAG!

Beide freuen sich lautstark.

Sascha: So viel Geld, wenn du gewinnst – was denkst du, was du damit machen wirst?!

Nico: Ich könnte mir endlich mal ein Handy kaufen – hm – und eine Uhr habe ich auch noch nicht, und dazu noch das jeweils neuste Modell!

Sascha: Ja, es wird langsam Zeit für ein neues Handy, neue Klamotten und einen dicken Wagen. Was hast du eigentlich für Zahlen?

Nico: Ich glaube 1870361.

Sascha: Ich habe nicht so schöne Zahlen, nur 1234567.

Nico: Dann sehen wir uns morgen bei Dennis und schauen uns die Lottoziehung an!

Sascha: Dann bis morgen!

Sie umarmen sich, Nicos Bus fährt gerade heran und Sascha macht sich auf den Weg nach Hause.

2. Akt: Zu Hause bei Dennis

 Handelnde Personen:  

  • Sascha – Freund  
  • Nico – Freund  
  • Dennis – Freund  
  • Lottoglücksfee  

Nico und Sascha treffen bei Dennis ein. Nach kurzer, aber herzlicher Begrüßung setzen sich alle vor den Fernseher.

Sascha: Der Fernseher funktioniert nicht! (versetzt ihm einen Schlag, worauf er sich einschaltet)

Lottoglücksfee: Schönen guten Tag! Nun zu den zehn Gewinnern der Lotterie! Die erste Gewinnzahl … (liest Zahl um Zahl vor. Währenddessen schwanken die drei Freunde zwischen Niedergeschlagenheit und Hoffnung)

Nico: Das klappt diesmal, wir haben noch eine Chance!

Dennis: Das wird doch wieder nichts.

Sascha: Wir können noch alle gewinnen.

Fernseher: Der zehnte Gewinner hat die Losnummer 1870361.

Nico: JAAAAAA!

Sascha: Herzlichen Glückwunsch, Niggo!

Nico: Ich bin reich!!!

Nico ist vor Freude außer sich, sie stoßen an und quatschen noch eine Weile. Doch schließlich wird Nico unruhig und will seinen Gewinn abholen.


3. Akt: In einer Bar

 Handelnde Personen:  

  • Dennis – Freund  
  • Barkeeper  
  • Sascha – Freund  

Dennis setzt sich in einer Kneipe an den Tresen.

Barkeeper: Und, was darf’s sein?

Dennis: Eine Cola, bitte!

Barkeeper: Haben wir nicht. Was Hochprozentiges vielleicht?

Dennis: Ja, bitte! (erkennt seinen Freund auf einem Barhocker) Sascha!? Was machst du denn hier?

Sascha (schaut traurig in sein leeres Bierglas): Ich vertrinke mein letztes Geld. Weißt du was, ich komme langsam ins Zweifeln. Was hältst du von der Politik?

Dennis: Inzwischen nicht mehr viel. Alles basiert nur auf Glück.

Sascha: Natürlich freue ich mich für Niggo.

Barkeeper: AUF NIGGO! (Alle stoßen an und trinken ihr Bier aus)

Sascha: Was sollen wir machen? Vielleicht haben wir nächstes Mal mehr Glück. Ich habe einen Vorschlag: Wenn einer von uns gewinnt, machen wir 50:50.

Dennis: So machen wir es!

Sascha: Was würdest du denn mit dem Geld machen?

Dennis: Mir ein schönes Leben ermöglichen, ein neues Haus kaufen. Und du?

Sascha: Weißt du, ich habe immer nur an mich gedacht, vielleicht sollte ich das Geld verteilen, unter den Leuten, denen es so geht wie uns.

Dennis: Ja, vielleicht sollten wir es den Leuten einfach zurückgeben.

Die Nacht wird lang und schließlich torkeln die beiden aus der Bar und unterhalten sich über ihren neuen Plan.