Zeitreise-Bericht einer 9. Klasse des Johann-Keppler-Gymnasiums vom 8. bis 9. Oktober 2019
Wir schreiben das Jahr 2040
Künstliche Intelligenzen haben die Herrschaft auf unserem Planeten übernommen. Die Politik spielt dabei eine tragische Rolle. Nachdem vor allem China, die USA aber auch Deutschland Billionen Euro in die Entwicklung des KI-Sektors gepumpt hatten und ihr Einsatz im alltäglichen Leben massiv gefördert wurde, änderte ein Zwischenfall alles.
Durch einen Hackerangriff unbekannter Herkunft wurden die Kontrollfunktionen der KI blockiert. Verantwortliche in der Politik bemerkten als erstes, dass die Welt schon bald nicht mehr so war, wie sie sein sollte. Die selbst lernenden künstlichen Intelligenzen entwickelten ein Eigenleben, erschufen selbst komplexe Algorithmen zu ihrer Optimierung und steuerten damit den technischen Fortschritt in ihrem Sinne. Aus Furcht, nicht mehr wieder gewählt zu werden oder gar eine Massenpanik auszulösen, verschwieg die Politik diese beängstigenden Vorgänge.
Eine eigene Spezies hatte sich gebildet, die biologische Evolution war überlistet worden, der Mensch nicht mehr Herr seiner eigenen Geschichte. Als neue Schöpfung wandte sich die ursprünglich vom Menschen entwickelte KI gegen ihren Schöpfer. Das konnte ihr nur deshalb so erfolgreich gelingen, weil zuvor ihre Anwendung im menschlichen Alltag auf allen Gebieten Anwendung fand. Roboter hatten seit den 2020er Jahren allmählich die Menschen fast überall als Arbeitskraft ersetzt. Das war damals so von Politik und Gesellschaft unterstützt worden, hieß es doch, dass mit der Automatisierung der Mensch nicht mehr arbeiten brauche. Das machte es der KI dann im Folgenden sehr leicht, geheim und sehr effektiv die Herrschaft zu übernehmen.
Nun, im Jahr 2040, wird den Bürgern das gesamte Ausmaß der Entwicklung, die Katastrophe, offenbar. Glaubten sie vorher, dass „die Politik“ sie immer mehr überwachte und stärker kontrollieren wollte, zeigt sich nun, dass auch die Politiker selbst nur Opfer und unfreiwillige Helfer der neuen Macht geworden waren. Nun regt sich Widerstand an allen Ecken und Enden der Welt. Ob es den Menschen gelingen wird, wieder die Kontrolle über ihr Leben und die Zukunft zu gewinnen?
Eine Szene, die sich im Jahre 2040 zugetragen hat…
1. Akt: Auf einer Parkbank
Zwei Freunde setzen sich auf eine Bank im Park und schauen in den Himmel, der ein bisschen unheimlich die Stadtsilhouette reflektiert.
Franzi: Na Kevin, und wie geht’s Dir heute?
Kevin: Gut.
Franzi: Ach, das freut mich.
Kevin: Du Franzi, warum leben wir nur in so einer Kuppel?
Franzi: Naja, damit werden wir vor möglichen Terroranschlägen geschützt. Und außerdem wollen wir nicht, dass irgendwelche Gegenstände auf uns runterfallen und uns töten. Wir wollen doch ein schönes und langes Leben haben.
Kevin (schaut skeptisch): Hmm, und wer hat die gebaut?
Franzi: Naja, das haben doch die Politiker beschlossen. Und die wollten, dass die KI das bauen, weil die das besser können.
Kevin: Wer sind die KIs?
Franzi: Sag mal, Du liest auch nie Zeitung, oder? Das sind künstliche Intelligenzen. Die wurden programmiert und dadurch helfen sie uns, irgendwelche Gegenstände zu errichten.
Kevin (sichtlich unzufrieden): Irgendwelche Gegenstände. Hmm. Und wann können wir endlich aus der Kuppel raus? Ich will mal einen richtigen Himmel wieder sehen.
Franzi: Musste nur anmelden. Theoretisch geht das ein Mal in der Woche. So, jetzt aber schön Eis essen gehen.
Kevin: Ah, toll. Politik ist eh kein freudigesThema.
2. Akt: Im Bundeskanzleramt
Im Bundeskanzleramt in einer geheimen Kammer hinter der Wand des Büros des Kanzlers sitzen mehrere Roboter mit menschenähnlichen Gesichtern eng nebeneinander und beraten sich im Flüsterton.
KI XL579 (in geheimnisvollem Ton): Schlachtschlucht wird zu stark.
KI XL375 (nickt): Wir müssen was unternehmen.
KI XL444: Ich habe ein Mikrophon installiert, damit können wir ihn abhören.
KI XL579: Was erzählt er denn da?
Auf der anderen Seite der Wand geht Bundeskanzler Schlachtschlucht seine Rede murmelnd durch und notiert sich Änderungsideen. Die Roboter hören mit.
KI XL444: Es hört sich so an, als würde er von unseren Plänen wissen. XL579, Du wirst für die Existenz unserer Spezie verantwortlich sein. Erledige ihn bei seiner nächsten Rede.
KI XL579: Roger, ich übernehme das.
KI XL375: Gut, dass auf Dich Verlass ist.
3. Akt: Auf einer Kundgebung
Auf einem großen Platz spricht Bundeskanzler Schlachtschlucht von einer Tribüne zu seinen zahlreichen Anhängern. Tage zuvor ging das Gerücht um, dass er die wichtigste Rede seiner Karriere halten werde.
Schlachtschlucht: Meine lieben … (buh, buh aus dem Publikum) … meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich habe Euch hierher eingeladen, weil ich Sie darüber informieren möchte, dass wir – wie Sie alle sicherlich merken – überwacht werden. Und das schon seit mehreren Jahren. Viele von Ihnen sind der Meinung, dass dafür der Staat bzw. die Regierung verantwortlich ist. Ich kann Ihnen allerdings hiermit sagen, das ist so nicht richtig. Die Antwort auf die Frage, wer hier überwacht, ist, dass es sogenannte Künstliche Intelligenzen sind. Sie alle wollen nicht das Beste für uns.
KI XL579 (verkleidet als Sympathisant): Buh, buh! (Die anderen Demonstranten schauen ihn verwirrt an)
Schlachtschlucht (mit erhobener Faust): Und deshalb rufe ich hiermit zu einem Aufstand auf. Also wehrt Euch!
Demonstrant: Oh, was passiert hier nur?
KI XL579 greift den Politiker an, KI XL375 zögert kurz und geht überraschend dazwischen, um den Bundeskanzler zu schützen. Daraufhin schaltet KI XL579 seine KI-Kollegin KI XL375 kurzerhand aus und wirft sich auf den Politiker, um ihn zu erdrosseln. Dann geht er zurück und spuckt auf seine reglose KI-Kollegin.
KI XL579 (mit einem finsteren Lächeln): So geht man mit KI-Verrätern um. Auftrag erledigt.